Aufgrund der angespannten Haushaltssituation der Staatlichen Museen zu Berlin können viele Projekte nur durch die Förderung des Freundeskreises realisiert werden. Der Freundeskreis fördert zur Zeit insbesondere Projekte, die die anschauliche Präsentation der Forschungsergebnisse für ein breites Publikum ermöglichen.
Wir sind für jede Zuwendung sehr dankbar!
Die bisherigen Förderprojekte:
- Die Hirschmaske von Biesdorf
- Ankauf der Kylix
- Kinder Ferien Workshop am Petriplatz
- Die Rekonstruktion des Neandertalers von Moustier
- Landschaft im Wandel
- Pilotprojekt "Kita-Kinder" im Museum
(Die Fotos können durch anklicken vergrößert werden)
2021
Die Hirschmaske von Biesdorf - Ein neues Highlight der Dauerausstellung
Die FAGUA ermöglichte durch eine Anschubfinanzierung den Einzug eines neuen Highlights in das Neue Museum. Die sogenannte Hirschmaske von Biesdorf wurde bereits 1953 entdeckt, war aber bisher im Märkischen Museum ausgestellt. Mit der Stiftung Stadtmuseum Berlin ist eine Vereinbarung unterzeichnet worden. Das Museum für Vor- und Frühgeschichte übernimmt dabei als Depositalmuseum alle archäologischen Funde aus Berlin in seine Verwahrung. So kann die Ausstellung zur Vor- und Frühgeschichte im Neuen Museum nun die Highlights der Berliner Archäologie mit Funden aus ganz Europa verbinden.
Vor rund 11.000 Jahren bewohnten Menschen den heutigen Berliner Raum. Sie lebten als Jäger und Sammler in den Wäldern und Auenlandschaften. Die Tierwelt spielte nicht nur für die Ernährung und Beschaffung von Rohstoffen eine wichtige Rolle, wie der spektakuläre Fund illustriert. Von dem Kopf eines dreijährigen Rothirsches waren Gesichts- und Hirnschädel sauber abgeschnitten und beide Geweihstangen der Länge nach halbiert, um das Gewicht zu reduzieren und das Geweih auf dem Kopf tragen zu können. Solche Objekte fanden wahrscheinlich bei Riten und Tänzen Verwendung oder dienten den Jägern als Tarnung. Die Biesdorfer Hirschmaske gehört zu den ältesten handfesten Belegen für Maskierung weltweit und ist damit ein einzigartiges Zeugnis menschlicher Kulturgeschichte. In der von der FAGUA mitfinanzierten Einzelvitrine im Zentrum des Steinzeitsaals wird ihre kulturgeschichtliche Bedeutung gebührend hervorgehoben.
Text: Ewa Dutkiewicz, MVF
Bild links: © Staatliche Museen zu Berlin, Museum für Vor- und Frühgeschichte, Depositum Stiftung Stadtmuseum Berlin, Altbestand Märkisches Museum. Foto: C. Klein.
Bild rechts: © Staatliche Museen zu Berlin, Museum für Vor- und Frühgeschichte. Foto: C. Klein
2018
Mit Hilfe eines Zuschusses von unserem Freundeskreis konnte die hier gezeigte Kylix vom Museum für Vor- und Frühgeschichte im Oktober 2018 angekauft werden.
Es handelt sich um eine attische Kylix (6. Jahrhundert v. Chr.) aus dem ehemaligen Privatbesitz von Sophia Schliemann.
Sie stammt aus Troja und wurde dort von Heinrich Schliemann ausgegraben.
Um 1920 wurde das Gefäß von Sophia Schliemann an Gustav von Bergmann, den Großvater des Verkäufers, zusammen mit einer zweiten Kylix für medizinische Konsultationen geschenkt.
Gustav von Bergmann war ein behandelnder Arzt Sophia Schliemanns.
Über den Enkel des Arztes kam die Kylix nun in die Sammlung des Museums und wird in Kürze nach erfolgter Restaurierung im Troja-Saal zu besichtigen sein.
Fotos: Claudia Klein 2018
2016/2017
die FAGUA setzte ihr erfolgreiches Förderprojekt „KITA-Kinder im Museum“ fort und lud interessierte KITAs dazu ein.
Für die ersten 3 Gruppen die sich anmeldet hatten, übernahm die FAGUA sämtliche Kosten!
Vertiefende Informationen finden Sie im Flyer:
Leuchtende Kinderaugen beim Ferienworkshop am Petriplatz in Alt-Cölln (2016)
Wo und wie war das mittelalterliche Cölln, eine der beiden Keimzellen des heutigen Berlins?
Diese und weitere spannenden Fragen konnten nun elf Kinder im Alter von 8 bis 12 Jahren nach dem dreitägigen Ferienworkshop am Petriplatz beantworten.
Eingeladen hatten vom 29. bis 31. August 2016 der Direktor des Museums für Vor- und Frühgeschichte und Landesarchäologe von Berlin, Prof. Dr. Matthias Wemhoff, sowie der Freundeskreis des Museums für Vor- und Frühgeschichte (FAGUA). In die Stadtarchäologie eingeführt wurden die kleinen Teilnehmer am ersten Tag mit einer zweistündigen Exkursion rund um den Petriplatz von der Archäologin Claudia Maria Melisch. Gespannt ging es am zweiten Tag in das Neue Museum, in dem Dr. Benjamin Wehry durch die Sammlungen führte und dabei erläuterte, was man alles im Berliner Boden finden kann. Danach ging es weiter in das Landesdenkmalamt von Berlin mit einem exklusiven Blick in die Fundaufnahme-Werkstatt. Unter der Anleitung von Mercedes Gansow wurden Bodenproben geschlämmt, sortiert und bestimmt. Gleichzeitig erhielten die kleinen Teilnehmer Eindrücke von aktuellen Ausgrabungen und den Aufgabenfeldern von Restauratoren. Am Abschlusstag des Workshops besuchte der Senator für Stadtentwicklung und Umwelt, Andreas Geisel, gemeinsam mit Prof. Dr. Matthias Wemhoff die kleinen Teilnehmer in den Grundmauern der ehemaligen Lateinschule am Petriplatz. Begeisternd berichteten die Kinder von ihren Erlebnissen und stürzten sich mit vollem Eifer in den märkischen Sand, um eigene Funde zu bergen. Erfreut verkündete der Senator Geisel den Kindern und der anwesenden Presse den Bau eines archäologischen Besucherzentrums mit Restaurierungswerkstatt am Petriplatz. Die vielen Eindrücke verarbeiteten die kleinen Teilnehmer in den hier gezeigten, kreativen Zeichnungen.
Das Neandertaler Kind von Le Moustier
In Le Moustier, Südwestfrankreich, entdeckte der Schweizer Archäologen Otto Hauser am 7. März 1908 die Skelettreste eines eiszeitlichen Menschen, die am 12. August 1908 geborgen wurden.
Gemeinsam mit Hauser übernahm der Anatom und Anthropologe Hermann Klaatsch die Hebung des Skelettes.
Der sensationelle Fund erwies sich, nach erster Einschätzung von Klaatsch, als Skelett eines männlichen jugendlichen Individuums, von ca. 16 Jahren.
Mit dem 1909 gemachten Skelettfund von Combe Capelle, erwarb 1910 das Königliche Museum für Völkerkunde, dem bis 1931 die prähistorische Abteilung angehörte, beide Skelette für die enorme Summe von 160 000 Goldmark, die nur durch private und öffentliche Spenden zusammengebracht wurden.
Nach den Wirren des Zweiten Weltkrieges, der Fundverlagerung und -Rückkehr aus der ehem. Sowjetunion, wurden 1965 Teile des Schädels von Le Moustier in Ost-Berlin wiederentdeckt.
Seit Beginn der 1990er Jahre rückte der Le Moustier wieder in das Interesse der Wissenschaft zurück. Zahlreiche Spezialisten aus dem Inn- und Ausland konnten nun mit zerstörungsfreien Methoden die die Schädelteile, insbesondere das gut erhaltene Gebiss, untersuchen.
Seit 2006 arbeitet das MVF eng mit der Abteilung für Humanevolution des
Max-Planck-Instituts in Leipzig zusammen. Zunächst wurden dort CT-Aufnahmen gemacht, anschließend untersuchte Tanya Smith, auf der Grundlage von Stereomikroskopischen Fotoaufnahmen, die Mikrostruktur aller Zähne.
Tanya Smith bei Stereomikroskopischen Aufnahmen im Max-Planck-Institut, Leipzig
Foto: Almut Hoffmann, 2006
Diese speziellen Aufnahmen zeigen, dass auch die Zähne ähnlich wie Jahresringe bei Bäumen aufgebaut sind. Anhand derer kann man Aussagen zu den Lebensumständen machen sowie Hunger- oder Krankheitsperioden erkennen. Im Herbst 2007 und erneut 2008 fanden im European Synchrotron Radiation Facility (ESRF) in Grenoble, spezielle Messungen statt, wobei die Zähne einiger bekannter fossiler Kinder genauer untersucht wurden.
Ansicht des ESRF in Grenoble. Foto: Almut Hoffmann, 2007
Im ESRF entwickelte Paul Tafforeau ein spezielles Röntgenaufnahmeverfahren, womit das Forscherteam in die Zähne hinein sehen und die winzigen Retzius-Linien, die Tages-Wachstumslinien, entdecken konnten.
Diese Informationen ermöglichten es Smith und Tafforeau, Beginn und Dauer des Zahnwachstums und so das Todesalter der untersuchten Kinder zu bestimmen, beim Le Moustier lag es bei ca. 11 Jahren.
Paul Tafforeau und Jean Jeaques Hublin bei Untersuchungen im ESRF
Foto: Almut Hoffmann, 2007
Auf der Grundlage von Schädelkopien die auf CT-Daten basierten, fertigte Katharina Pade, von der Münchner Firma MANUFAKTUR zwischen 2011 und 2013 eine Büste des Knaben von Le Moustier, die seit Juni 2014 in der Ausstellung im
Neuen Museum zu sehen ist.
Verschiedene Stadien der Herstellung der Büste
Mai 2011, Foto: Almut Hoffmann
August 2011, Foto: Almut Hoffmann
November 2011, Foto: Katharina Pade
April 2014, Foto Claudia Plamp,
© Museum für Vor- und Frühgeschichte, Staatliche Museen zu Berlin
© Museum für Vor- und Frühgeschichte, Staatliche Museen zu Berlin
Text: Almut Hoffmann, ehem. MVF (i.R.)
Landschaft im Wandel
In der neu eingerichteten 3. Ebene im Neuen Museum wird ein interaktiver Film im Bereich der Pädagogik eine Hauptrolle spielen. Mit ihm können Kinder und Jugendliche (gerne auch Erwachsene) eine Reise durch die Zeit und Menschheitsgeschichte antreten.
Beginnend in der nahezu menschenleeren Altsteinzeit vor über 40.000 Jahren, wo nur wenige Neandertaler auf der Jagd anzutreffen sind, über die Jungsteinzeit und die Bronzezeit bis zu den Kelten. Stets blickt der Teilnehmer der Reise auf dieselbe Uferstelle an einem See. Dort rasten und siedeln die Menschen; zuerst in einer Höhle, dann in Hütten und später in Häusern.
Aus einem Lager entsteht im Laufe der Zeit eine keltische Siedlung mit Burg.
Zu jeder Epoche gibt es für den Teilnehmer der Reise Möglichkeiten Einfluss zu nehmen und Informationen abzufragen. Sie begleiten die Menschen der jeweiligen Epoche beim Jagen, Waffen herstellen, Töpfern, Hausbau, auch bei rituellen Festen und ziehen gemeinsam in den Krieg. So entsteht ein plastisches Bild der Menschheitsentwicklung über Jahrtausende hinweg.
Es wird direkt erlebbar, wie der Mensch sich mit Geschick und Erfindungsgeist seiner Umwelt anpasst, diese aber auch zunehmend nach seinen Bedürfnissen formt.
Epochen: Altsteinzeit, Mittelsteinzeit, Jungsteinzeit, Bronzezeit, Eisenzeit (geplant ist eine Fortführung bis ins Hochmittelalter)
Dr. Bernhard S. Heeb, MVF
Pilot-Projekt „Kita-Kinder“ im Museum (2011)
Gipsmünzen und Millefiori Perlen aus den praktischen Kita-Workshops
Da es für Kinder im Vorschulalter bislang noch kein maßgeschneidertes Angebot des Museum für Vor-und Frühgeschichte gibt, ermöglichte der Freundeskreis für Alteuropäische Geschichte und Archäologie e.V. (FAGUA) die Konzeption und Umsetzung eines Pilot-Projektes für Kita-Kinder.
Um eine möglichst nachhaltige Erfahrung zu ermöglichen wurde ein dreiteiliges Projektkonzept gewählt. Ein Vorbesuch und ein Nachbesuch in der Einrichtung selbst sollten auf den Museumsbesuch vorbereiten bzw. ihn abrunden.
Vorbesuch:
Während des Vorbesuches wird das Thema "Was ist ein Museum" hinführend auf das Museum für Vor-und Frühgeschichte besprochen. Impulse von den Kindern aufgreifend wird die Aussage: „Im Neuen Museum kann man Dinge sehen, die Menschen vor langer Zeit gemacht und benutzt haben“ herbeigeführt. Nach dieser Aussage werden mitgebrachte Artefakte und Repliken von der Steinzeit bis zum Mittelalter angeschaut, angefasst, beschnuppert und besprochen. Um den Kindern die vielen Generationen oder das Zeitgefühl zu verdeutlichen, wird eine lange Reihe Playmobil - Männchen aufgestellt, für jede Generation eine Figur. Mit Rittern im Hochmittelalter, Wikingern im Frühmittelalter und den Römern als Schlusslicht, können so 2000 Jahre Geschichte bildlich dargestellt werden. Zum Abschluss wird dann darüber diskutiert, was Archäologen über die Kinder von heute herausfinden könnten und wie die Dinge in den Boden gelangten.
Museumsbesuch:
Die Museumsbesuche beginnen im Vaterländischen Saal, wo auf die Geschichte des Hauses selbst hingewiesen wird. Auch wird das Konzept der Unterteilung ‚Steinzeit‘ ‚Bronzezeit‘ und ‚Eisenzeit‘ anhand der drei thematischen Vitrinen besprochen. Ansonsten werden Impulse und Fragen von den Kindern aufgegriffen. Im Troja-Saal wird das Gießen von Metall anhand einiger Funde erläutert, bevor der Schatz des Priamos bestaunt wird. Dann wird die Legende vom Trojanischen Krieg/Pferd altersgerecht erzählt, während die Kinder auf dem Boden sitzen. Im Zypern - Saal werden wieder vor allem Fragen und Impulse der Kinder aufgegriffen. Im ersten Stock wird die Fundgeschichte des Xantener Knaben erzählt und, bevor es weiter zu den Römern geht, die Sage von Romulus und Remus. Im Ausstellungsteil Römer/Mittelalter werden vor allem Schwerter, Helme, Schmuck und Goldmünzen bestaunt. Nach Eröffnung der dritten Ebene soll diese natürlich auch in das Konzept eingearbeitet werden.
(Die Einverständniserklärungen zur Veröffentlichung der Fotos liegen uns vor)
Nachbesuch:
Der Nachbesuch ist einer praktischen Aktivität gewidmet, damit sich die Kinder durch die haptische Wahrnehmung noch nachhaltiger mit dem Thema verbinden. Kitagruppen können zwischen drei verschiedenen Aktivitäten wählen: Gipsmünzen gießen und bemalen, Fimo Millefiori Perlen herstellen oder Keramikschüsseln formen und verzieren. Je nachdem welche Aktivität von einer Gruppe gewählt wurde, wird während des Museumbesuchs verstärkt auf Münzen/Perlen/Keramik hingewiesen.
Erfahrungen:
Die bislang durchgeführten Workshops mit Kindern im Vorschulalter (ca. 5 Jahre) bestätigen das oben beschriebene Konzept. Der Feedback der beteiligten Erzieher war äußerst positiv. Im Vorbesuch blieben die Kinder während der Gespräche und Aktivitäten konzentriert bei der Sache, hatten großen Spaß und leisteten auch einige verblüffend passende Beiträge. Das Anfassen der Artefakte und das Aufstellen der Playmobil -Figuren zeigte deutlich, dass sich Kinder deutlich besser mit einem Thema beschäftigen können, wenn auch eine praktische Dimension vorhanden ist. Diese fehlte dann während des Museumsbesuches, was aber bei den meisten Kindern durch Staunen über das Gesehene ausgeglichen wurde. Es wurde jedoch deutlich, dass die frei erzählten Geschichten wichtige Ankerpunkte während des Besuches waren. Die Kinder sammelten sich und waren äußerst vertieft bei der Sache. Bei zukünftigen Besuchen wird noch eine nordische Sage erzählt werden um den germanischen Teil etwas zu strukturieren. Die trockene Wissensvermittlung ist in diesem Alter noch besonders fehl am Platze, so dass Museumsbesuche das ‚Staunen‘ fördern und von den Kindern geleitet werden sollten. Altersgerechte Erzählungen von relevanten Sagen sind unverzichtbare Ankerpunkte, die eine bleibende Verbindung zu dem Gesehenen herstellen. Dies wurde in den Gesprächen während des Nachbesuches sehr deutlich. Die praktischen Aktivitäten wurden natürlich voll und ganz positiv erlebt und mit viel Einsatz, Geduld und Stolz durchgeführt.